Ein deutschsprachiger Ausflug in die Vergangenheit…. der Text ist von 2004, entstanden zum damaligen Out-of-this-world-Kongress. Mit sanfter Befriedigung stelle ich fest dass ich die meisten Aussagen auch heute noch so stehen lassen kann, insofern kann ich ihn ja auch hier veröffentlichen.

The Undiscovered Country

„In Wahrheit”, sprach neulich ein zorniger junger Mann zu mir, „in Wahrheit ist Star Trek überhaupt nicht links”. Es war wahrscheinlich ein Zeichen meines fortgeschrittenen Alters[1], dass mich die vernichtende Diagnose nicht wirklich erschütterte – ich hatte bereits in jungen Jahren[2] die Möglichkeit erörtert und verworfen, dass Paramount ein Milliarden-Dollar-Franchise letztlich nur im Dienste des Klassenkampfes betreibt. Ziemlich sicher jedoch war es Zeichen für meinen fortschreitenden Poststrukturalismus, dass ich die Phrase „in Wahrheit” für eher erheiternd befand[3]. Statt unter der Verachtung zu vergehen, die angesichts meiner relativen Gelassenheit in meine Richtung ausgestrahlt wurde versuchte ich die Annahmen zu ergründen, die zwar nicht der Aussage, aber dem damit verbundenen echauffierten Gemütszustand zugrunde liegen.

Diese Annahmen sind kurz gefasst die folgenden: Ein reaktionärer Kulturbetrieb kann zwangsläufig nur reaktionäre Kultur produzieren. Die Aussage einer Fernsehsendung ist genau die Aussage, die der Urheber intendiert hat. Ein Rezipient, der sich positiv über eine Fernsehsendung äußert, äußert sich damit positiv über deren Urheber und den Kulturbetrieb.

Wären diese Annahmen zutreffend, dann wäre Star Trek überhaupt nicht links. Zum Glück sind diese Annahmen in Wahrheit[4] völliger Unfug.

Star Trek ist Populärkultur. Populärkultur ist ein kraftvoller Sender, der ständig  Nachrichten über die Befindlichkeit einer Gesellschaft[5] übermittelt, genauer gesagt darüber, was die Gesellschaft in ihrer Mitte für passend und an ihren Rändern für noch erträglich hält. Gesteuert wird das Signal über diverse Rückkopplungsmechanismen: ein Autor versucht, die Massen zu provozieren bzw. den Massengeschmack zu treffen[6], das Publikum gibt sein Feedback über Einschaltquoten, die Presse lobt oder tadelt das Publikum für seinen Geschmack oder den Mangel daran und die Senderchefs, je nach Einhschaltquote und Übereinstimmung der Show mit der Hauspolitik, reißen dem Autor den Kopf ab oder kaufen ihm eine neue Krawatte. Optimistische Rezensenten sind der Ansicht, dass Populärkultur die Ufer des Mainstream verschieben könnte und Star Trek, dass durch seine verschiedenen Inkarnationen von TOS bis ENT[7] eine ungewöhnlich ausgedehnte Zeitachse entwickelt hat, wird gern zum Beweis dafür herangezogen.

Ob gesellschaftliche Veränderungen nun herbeigeführt oder lediglich dokumentiert werden – bemerkbar machen sie sich in der Serie auf alle Fälle, etwa wenn es um das schwarze Personal von Star Fleet et al. ging. In Star Trek – ‘The Original Series’ (TOS) musste eine Afro-Terranerin noch eine Sinekure auf der Funkstation eines Forschungsschiffes inne haben, während in ‘Deep Space Nine’ (DS9) ein schwarzer Offizier einen Außenposten am A’R’scH[8] des Universums kommandieren und sich in einem interstellaren Krieg in Lebensgefahr bringen durfte[9]. Aber die Grenzen des Vorurteils waren in den 60ern enger, und so konnten die Grenzüberschreitungen auch harmloser ausfallen- es reichte schon ein naiver Humanismus der vorschlug, dass man den politischen Gegner nicht zwangsläufig massakrieren müsse. Der Fortschritt trägt manchmal seltsame Gewänder[10].

Eher kein Verdienst von Star Trek waren die Veränderungen der politischen Großwetterlage, dennoch fand sie sich in fiktionalisierter Form in der Handlung wieder – TOS war immer auch ein Schauplatzung der Auseinandersetzung der US- Star Fleet mit den Sovjet-Klingonen[11]. Als 1989 in Star Trek – ‘ The Next Generation’ (TNG) die Borg als neue Gegner eingeführt wurden glichen sie zwar noch einem westlichen Alptraum von Sozialismus – ein ‘Kollektiv’ von ‘Drohnen’  assimillierte ganze Planeten und raubte den Gutmenschen die ‘Individualität’; der Ausverkauf des ‘real existierenden’[12] Sozialismus machte diese traditionelle Deutung aber hinfällig. Das Ende des kalten Krieges ersetzte Probleme, die niemand lösen konnte (Blockkonfrontation) durch Probleme, die kaum jemand lösen möchte (globaler Kapitalismus)[13], aber immerhin wurde in der Rezeption des SF-Mainstream[14] das leidige Spiel des „Such den Sovjet” beendet. Nicht das die neuen Interpretationen immer spannender waren: Die Borg assimilieren unvollkommene Spezies durch die Injektion von Nanosonden[15], was mit psychoanalytischem Gestus als Penetrationsangst der männlich konnotierten Förderation ausgelegt wird. Tatsächlich ist Star Fleet wohl einfach neidisch auf die höhere Effizienz der Borg: Der immer noch prävalente Humanismus in TNG benötigte pro Folge 45 Minuten, um deviante Aliens in die prästabilisierte Harmonie der United Federation of Planets hineinzuquatschen. Eine durchschnittliche Borg vollbringt ihre Konversionsleistung innerhalb von Sekunden[16].

Nicht physikalisch, aber auf der Ebene politischer Reflexion endete der Kalte Krieg mit jenem Ergebnis, dass eine hysterische Friedensbewegung jahrzehntelang vorausgesagt hatte: Die Welt wurde atomisiert. Statt zweier großer Blöcke umkreisten einander nun zahlreiche kleine Fragmente, und nachdem der große Antagonismus aufgehoben war[17], der fünfzig Jahre die Welt bestimmt hatte, wurden nun auch alle anderen Binaritäten in Frage gestellt. Den Star Trek-Autoren entglitt zunehmend die Deutungsmacht über ihre Erzählungen[18] und die Rezeptionsgeschichte wurde von Frauen, Schwulen, Lesben, Krüppeln, Pazifisten, Feministinnen, Postsozialisten und -strukturalistInnen, AkademikerInnen und sonstigen Perversen aller Couleur kolonisiert. Zwar wurden die Steuerungmechanismen der Kulturproduktion nicht außer Kraft gesetzt: trotz aller Forderungen homosexueller Interessengruppen gab es in DS9 dann doch keine wiederholte anale Penetration des zarten Dr. Bashir durch den virilen schwarzen Stationskommandanten[19], sondern nur einen scheuen Kuß zwischen Jadzia Dax und einer Frau, die anschließend nie wieder auftauchte. In den Gefilden der Interpretation behielten die Devianten trotzdem die Oberhand, indem sie fundierte Spekulationen anstellten ob sich Dax (ein symbiotischer Organismus der sich abwechselnd in Männer- oder Frauenkörpern niederlässt[20]) nun als homo- oder eher als transsexuell begreifen lässt. Es dürfte wenig zur Beruhigung einer konventionellen Couch Potato beitragen zu erfahren, dass es sich bei einer schönen vermeintlichen Frau  gar nicht um einen verkappten Schwulen, sondern um eine diskursiv konstituierte Transe handelt. Soweit das Ziel einer Fernsehsendung allerdings wäre, dem Publikum als moralischer Anstalt zu dienen ist es ohnehin besser etwas zu senden, bei dem die Zuschauer nicht sofort wegzappen. Wenn es ein Medium geben sollte, mit dem sich bei Heteros um breite Akzeptanz für Homosexualität werben lässt dann wäre das gegebenfalls sicher eher eine imaginierte Lesbenszene mit Terry Farrell[21] als das entblößte Gemächt von Avery Brooks.

In den nächsten Jahren ging es mit der Welt weiter abwärts[22] und Star Trek folgte. Die vierte Inkarnation, Star Trek – ‘Voyager’ (VOY) begann mit einem Szenario, das so sonst wahrscheinlich nur bei einem Freudianer auf der Couch verhandelt würde: Ein tapferes kleines Schiff wurde wider Willen durch ein enges Loch in den kalten, feindseligen Weltraum hinausgeschleudert und machte sich anschließend auf die Suche nach dem heimatlichen Uterus. Für drei Staffeln schien es als seien wir endgültig im feuchten Traum eines Psychoanalytikers gefangen. Rettung brachten wieder einmal die Borg. Die Ankunft von Seven of Nine an Bord der ‘Voyager’ reduzierte den Rest der Show  zum leidlich gefälligen Hintergrund für die letztlich vergeblichen, aber immerhin heroischen Versuche einer Borg, angesichts der Assimilationsversuche durch die Star Fleet -Grannies, -Nannies, -Aunties von Janeway über Torres bis Kim und Paris[23] eine vernünftige Perspektive zu bewahren: „Ich will Kollektiv bleiben” – „Du wirst jetzt Individuum, wie wir alle”. Was auch immer man von Seven halten mochte, ihre Entfremdung von der Borg hin zum Menschen war jedenfalls interessanter anzuschauen[24] als die pathetischen und ineffektiven Versuche der Förderationsfrühgeburten[25], durch eine abgetrennte Nabelschnur nach Hause zu telephonieren.

Im Jahre 20001 waren die Reiche des Dominion, der Borg, der Klingonen, der Romulaner, der Cardassianer und der Sovjets längst besiegt oder zu Alliierten geworden.  Es wäre müßig gewesen, die Föderation durch ein weiteres Imperium herausfordern zu lassen, zumal eine derartige Konstellation ohne Gegenpart in der realen Welt keinen Identifikationspunkt bot. Was den Produzenten des fünften[26] Spin-Off  ‘Enterprise’ statt dessen einfiel war – nichts[27]. Eine Bande charakterloser Charaktere dümpelte planlos im Weltraum herum und jede Dreijährige, die in der Nase bohrt, ist dabei von einem größeren Gefühl der Dringlichkeit und Zielstrebigkeit beseelt als diese Ansammlung angeblicher Forscher auf dem Erstflug ihres interstellaren Raumschiffs. Das Gefühl der Rückwärtsgewandheit aus ‘Voyager’ ist hier noch verstärkt; die dünne Rahmenhandlung erzählt von den Emanzipationsversuchen einer gegängelten Menschheit gegen die Vorherrschaft der hinterhältigen und intriganten Vulkanier[28]. Dieser moralische Aufrüstungsversuch für ein amerikanisches Publikum widerspricht den Prämissen der Vorgängerserien, ist interpretatorisch unergiebig und – und das ist wirklich unverzeihliche Teil – ist schlichtweg langweilig. Bei lausigen Einschaltquoten befand sich die ‘Enterprise’ schon auf dem halben Weg zum geheimen Raumschiffserienfriedhof als eine Fan-Aktion die Show wenigstens noch für eine vierte Staffel rettete. Denn was Star Trek Fans unabhängig von Qualitätsfragen wollen ist vor allem eines: Dass ihre Serie weitergeht.

Ob ich alles glaube, was ich da oben geschrieben habe? Das und noch einiges andere, stellenweise sogar das genaue Gegenteil. Science Fiction enthält keine objektiven Wahrheiten, sie konstruiert modellhaft Situationen, an denen sich die menschliche[29] Bedingheit studieren lässt. Jede Interpretation ist erlaubt, solange sie sich fundiert begründen lässt. Linke KritikerInnen[30] nennen das postmoderne Beliebigkeit[31], aber tatsächlich stört sie etwas ganz anderes: was sie den Star Trek-Fans nämlich auf gar keinen Fall verzeihen können ist, dass wir das Zeug tatsächlich gerne anschauen[32]. Es spricht offenbar gegen die Fans, dass sie positive Deutungen suchen statt  zwanghaft Symptome imperialistischer (sexistischer,kapitalistischer…) Unterdrückung aus der Serie herauszupräparieren, um sich anschließend aus Verzweiflung über den unabwendbar schlechten Zustand der Welt/des Weltraums einsalzen zu lassen[33].

Dass die SF-Utopie einen geschlossenen emanzipativen Gesellschaftsentwurf abliefert ist tatsächlich ein Ding der Unmöglichkeit, sowohl was dramatische Ausgestaltung[34] als auch ideologische Korrektheit betrifft[35]. Das Potential der SF ist eben nicht erfassbar wenn man sich jenem investigativen Sozialismus verschrieben hat, der die Weltrevolution durch Fahndung nach dem vergessenen Binnen-I voranzutreiben hofft[36].  Emanzipation lässt sich kaum aus der SF heraus- sondern nur in sie  hineinlesen. Nicht einmal Marx und Engels haben den Antrieb zum ‘Kommunistischen Manifest’ aus einer objektiven Betrachtung von irgend etwas gezogen; denn nicht nur war die Lage des Proletariats objektiv beschissen und hoffnungslos, sondern die meisten Proletarierer hätten Marx und Engels auch für zehn Dollar, Pfund, Reichsmark mit Freuden an der nächsten Laterne aufgehängt. Dass (einzige) utopische Element bei Marx ist es die Vorstellung, dass sich die Gesellschaft verbessern könne und wer wollte, nach allen Niederlagen und nach allem Mißbrauch des Sozialismus noch behaupten, dass seine Utopien besser seien als die Gene Roddenberrys und dessen Nachfolger[37]?

Aber vielleicht ist das Problem tatsächlich eines von unterschiedlichen Geburtsdaten. Die Star Trek-Serien und die meisten ihrer Produzenten und Fans sind in hohem Maße Kinder des sogenannten Weltraumzeitalters, also der 60er, 70er, 80er Jahre. Was immer heute ein Halbwüchsiger empfindet, der zum ersten Mal in seinem Leben Star Trek sieht, es ist sicher nicht das Gefühl, dass ein Aufbruch zu den Sternen unmittelbar bevorsteht und eine Neuordnung der Welt in eine gerechtere Gesellschaft unabwendbar macht[38]. Wer heute fünfzehn, zwanzig oder fünfundzwanzig ist und sich für SF interessiert betreibt wohl lieber introspektive Nabelschau um zu sehen, ob in das merkwürdige Loch im Bauch  nicht ein Anschlußstecker für den Cyberspace passt.

Nun will ich in meinen zarten Alter nicht klingen wie ein grantelnder alter Mann und es muß ja auch nicht unbedingt Star Trek sein[39]. Trotzdem seien mir die Hinweise erlaubt, dass die Mängel der Welt kritisiert werden sollen um die Welt zu verbessern, nicht um anderen den Spaß zu verderben; dass sich Weisheit auch außerhalb marxistisch-orthodoxer Kloster finden lässt, und manchmal sogar vor einem Fernsehschirm; dass Utopien immer noch denkbar, und irgendwann vielleicht sogar machbar sind und das man eine Aufforderung ruhig beim Wort nehmen soll, selbst wenn ein reaktionärer Kulturbetrieb sie niemals ernst gemeint hat: … to seek out (a) new life and new civilisations[40] … to boldy go, where no man – where no left-wing transgendered postmodern performative marxist Cyborg-thingie – has gone before……….


[1] 33

[2] 2001 oder 2002 oder so.

[3] Je fester Menschen davon überzeugt sind, dass es eine objektiv erfassbare Wahrheit gibt desto weniger können sie sich mit anderen Menschen einigen, wie diese wohl aussehen mag. Meiner Meinung nach hat sich die „objektive” Position damit gründlich desavouiert, aber mich fragt ja niemand.

[4] Poststruktu– was?

[5] Nähere Definitionen einmal beiseite gelassen. ‘Gesellschaft’ meint hier eine Anzahl von Menschen, die ein gemeinsames Fernsehprogramm erleiden.

[6] Zwei sehr verschiedene Ausdrücke für genau den gleichen Vorgang.

[7] Trekker reden gerne in Abk.

[8] Klingonisch: (rückwärtiges) Ende;

[9] Will ich jetzt den Massengeschmack treffen oder provozieren?

[10] Gelegentlich sehen sie aus wie Schlafanzüge.

[11] Um die Klippen der moralischen Ambiguität mit Star Fleet zu umschiffen wurde allerdings auf außerirdische Vietnamesen verzichtet. Tatsächlich verbietet eine „Oberste Direktive” den Star Fleet-Truppen u.a. auch Völkermord.

[12] Lies: ‘geringfügig weniger fiktiven’

[13] Linke Grüppchen sind quantitativ irrelevant.

[14] We are being hailed by an intriguing oxymoron.

[15] Oder irgendeinem anderen Technogebabbel-Blödsinn.

[16] Man stelle sich die Möglichkeiten vor: Eine ‘Saddam-of-Nine” – Drohne hätte den Ölpreis mit weitaus weniger Aufwand gesenkt.

[17] Hey, ich habe nur gesagt „aufgehoben” – ich habe nicht gesagt, dass ich das gut (oder schlecht) finde…

[18] Die ‘objektiven’ Marxisten haben meist ein Problem mit der Feststellung vom ‘Tod des Autors’. Ich empfehle einen Ausflug nach London-Highgate.

[19] Sorry Fans, Slash Fiction zählt nicht zum Kanon.

[20] Ja… whatever.

[21] Bzw. Nicole de Boer, auch wenn es eine etwas zu wörtlich genommene Metapher ist, dass jemand in einem ‘Spiegeluniversum’ sofort auch ‘verkehrt herum’ wäre.

[22] Durch noch mehr Kapitalismus.

[23] Das ACB war nie meine Stärke.

[24] Hier tönt oft schnaubendes Gelächter, denn man wisse ja, dass Seven of Nine nur die „männlichen Zuschauer bei der Stange halten” (haha, schlüpfriges Wortspiel!) solle. Fuck you. Ich schaue Star Trek nicht wegen Jeri Ryans Brüsten, aber sie stören mich auch nicht wirklich.

[25] Jaja, ich weiß: Und Maquis.

[26] Wenn  die  ‘Animated Series” als Spinoff mitgerechnet wird, sonst: der vierte.

[27] In der dritten Staffel von ENT gibt es dann allerdings…. ein Imperium, dass die (Vorläufer der) Förderation herausfordert. Als künstlerische Neuerung handelt es sich bei den Xindi um eine amalgamierte Miliz des- und disparater Al-Quaida-Mujahedin-Lookalikes, die auf ihrer Loja Dschirga eine Scharia gegen die Erde verhängt haben. Wenn ‘Enterprise’ mein Kind wäre würde ich es enterben.

[28] Das sind die mit den Spock-Ohren.

[29] Und, selbstverständlich: die nichtmenschliche-

[30] Rechte KritikerInnen gibt es auch, aber die sind mir egal.

[31] Es gibt tatsächlich etwas wie eine ‘postmoderne Beliebigkeit’. Es gibt allerdings auch marxistische, leninistische, sozialistische, semantische, politwissenschaftliche etc Beliebigkeit und ich finde es etwas unfair, das ausgerechnet um die postmoderne Beliebigkeit so viel mehr Aufhebens gemacht wird.

[32] Theweleit ist beinahe aus den Reihen der aufrechten Linken exkommuniziert worden, weil er ein Buch über Fußball geschrieben hat. Es ist ein elendes Leben als linker Hedonist.

[33] Warum Leute, für die Glauben gleich Leiden ist allerdings SozialistInnen geworden sind statt Katholiken ist mir ein Rätsel.

[34] Wenn man sich eine als lesbisch geoutete Janeway vorstellt, die sich mit einem schwulen Klingonengeneral Martok zum antirepressiven Kaffeetrinken trifft, weil die bösen RomulanerInnen wieder mal die geschlechtsneutrale Zone verletzt haben – dann spätestens weiß man, warum Geschichten ohne Konfilkte und gesellschaftliche Unvollkommenheit nicht funktionieren.

[35] Ursula LeGuins Romane kommen einer ‘realistischen Utopie’ sehr nahe, und prompt interpretiert kein geringerer als Samuel R. Delany William Gibsons Cyberpunk als Protest gegen LeGuins überstrukturierte Gesellschaften („protest against that ordered social template round which LeGuin organizes her world” SRD – ‘Silent Interviews’, 1994).

[36] Gerade in Bezug auf Star Trek legen KritikerInnen dabei eine merkwürdig selektive Wahrnehmung an den Tag. Eines der am meisten wiederholten Argumente ist, dass die Gesellschaftsstrukturen der Föderation nach wie vor militaristisch, kapitalistisch, patriarchal und auch sonst nicht so recht progressiv seien. So what else is new: Über das Scheitern am utopischen Gedanken haben die Star Trek-Macher einen ganzen Spielfilm gedreht, nämlich “Star Trek VIII – First Contact”. Die Enterprise reist dort in die Vergangenheit zurück, um eine Invasion der Borg zu stoppen. Nachdem Captain Picard einer Frau aus dem 21 Jahrhundert einen Vortrag über die überlegene Moral der Zukunft gehalten hat begibt er sich auf einen Rachefeldzug auf dem er – an einer Stelle sogar buchstäblich – mit den Armen bis über beide Ellenbogen in Blut und Eingeweiden steckt. Der Widerspruch zwischen moralischem Anspruch und unmoralischer Tat wird keineswegs besonders subtil verhandelt, sondern am zentralen Wendepunkt des Filmes mit der vollen Lungenkraft der weiblichen Hauptrolle thematisiert; auf den feinen Sensoren der ST-KritikerInnen wurde dies allerdings nicht registriert.

[37] Unter anderem ich, aber das ist hier nicht der Punkt.

[38] Es hat ja auch nicht funktioniert. Tatsächlich gerät man bei der Betrachtung der unterschiedlichen Serienvorspänne unversehens in die Position des gereiften rot-grün-Wählers: Statt, wie in TOS und TNG, in den Weiten des Weltalls neue Grenzen zu überschreiten blicken wir alten Säcke nun in ENT von nostalgischer Musik begleitet auf unsere bescheidenen Anfänge zurück und vergessen in unverdienter Behaglichkeit, dass wir doch einst mit einem Haufen Ideale angetreten waren.

[39] Was rede ich da eigentlich? Natürlich muß es….

[40] „What do you think of terran civilisation?” – „I think it would be a good idea!”